Verwertung von Reststoffen von biobasierten Produkten in Entwicklungsländern

Überwindung der Diskrepanz zwischen technischem Wissen und sozioökonomischen Realitäten

Viele Staaten und internationale Organisationen propagieren das Konzept der Bioökonomie als globale Lösung für eine nachhaltige Entwicklung.

Da Entwicklungsländer vor der Herausforderung stehen, das Wirtschaftswachstum unter Berücksichtigung von Umweltauflagen zu fördern, wird die Bioökonomie als Mittel angepriesen, um die Entwicklungslücke zwischen Agrarwirtschaft und nachhaltiger Industrialisierung durch die Schaffung von Industrien auf der Grundlage von biologischen Ressourcen und Bioprozessen zu schließen.

In Anbetracht dieses Ziels gab es bedeutende technologische Innovationen - aber es besteht nach wie vor eine Kluft zwischen diesem technischen Wissen und den sozioökonomischen Realitäten.

Das Ziel von ReValueD ist es daher, die Lücke zwischen dem technischen Wissen über die Bioökonomie und den sozioökonomischen Realitäten zu schließen.

Im Hinblick auf den gesellschaftlichen Wandel versuchen wir zu beantworten:

Wie kann sich die Bioökonomie auf die globalen landwirtschaftlichen Wertschöpfungsketten auswirken, insbesondere wenn die Kreislaufwirtschaft - durch Aufwertung und Kaskadennutzung - eingeführt wird?

Da der Übergang von nicht erneuerbaren zu biobasierten Ressourcen die Nachfrage nach Biomasse erhöhen wird, kann die Nutzung primärer land- und forstwirtschaftlicher Ressourcen für Bioenergie und Produkte die Ernährungssicherheit gefährden und den Wettbewerb mit anderen Industrien verschärfen.

Der Tropenfruchtsektor dient daher als hervorragende Fallstudie einer globalen landwirtschaftlichen Wertschöpfungskette im Wandel, um

1. die Rolle der Institutionen, der Kultur und der Entscheidungsfindung einzelner Akteure zu verstehen und

2. die (unbeabsichtigten) Folgen sowie die positiven und negativen externen Effekte der entstehenden Bioökonomie zu untersuchen.

Regionen der Fallstudie

  • Costa Rica

    Costa Rica hat sich als wichtiger Akteur auf dem Weltagrarmarkt etabliert, insbesondere bei der Exporttätigkeit von tropischen Früchten. Mit Bananen und Ananas als den wichtigsten Agrarprodukten hat das Land einen Handelsbilanzüberschuss erzielt und bleibt Nettoexporteur.

    Die landwirtschaftlichen Abfälle in der Ananasproduktion haben dem Land große Sorgen bereitet, zum Beispiel durch die Verbreitung der Stallfliege und des hohen Einsatzes von Agrochemikalien für die Produktion und der daraus resultierenden Verschmutzung von Boden und Wasser.

    Mit der Einführung der Nationalen Bioökonomie-Strategie im Jahr 2020 hat Costa Rica sein Engagement für die Ersetzung fossiler Ressourcen durch erneuerbare biologische Alternativen bekräftigt. Diese Strategie zielt darauf ab, den Betrieb und die Finanzierung von Projekten zu fördern, die nicht nur biologische Ressourcen nutzen, sondern auch die Auswirkungen des Menschen auf das Ökosystem abmildern.

  • Ghana

    Die Wirtschaft Ghanas stützt sich hauptsächlich auf seine natürlichen Ressourcen und den Agrarsektor, der 54 % des BIP und 40 % der Exporterlöse des Landes erwirtschaftet. Angebaut werden vor allem Grundnahrungsmittel wie Maniok, Mais und Reis, während sich der Exportmarkt auf Kakao, Cashewnüsse und Sheanüsse stützt. Der Sektor der tropischen Früchte, insbesondere Ananas und Mangos, gewinnt in der ghanaischen Exportindustrie zunehmend an Bedeutung und verspricht eine weitere Expansion und wirtschaftliches Wachstum.

    Der Klimawandel, einschließlich heißer Temperaturen und schwankender Niederschläge, setzt die ghanaische Landwirtschaft, die hauptsächlich aus ländlichen Kleinbauern mit einer durchschnittlichen Betriebsgröße von weniger als 1,6 Hektar und begrenzten Anpassungsmöglichkeiten besteht, zunehmend unter Druck. Dies stellt eine große Herausforderung für die Ernährungssicherheit und die wirtschaftliche Stabilität des Landes dar. Die Bewältigung der Herausforderungen im Zusammenhang mit Nachernteverlusten, Marktzugang und Klimaresistenz wird für ein nachhaltiges Wachstum des Agrarsektors entscheidend sein.

  • Philippinen

    Die Philippinen sind ein Archipel, der aus 7.641 Inseln mit einer Gesamtfläche von 298 Tausend Quadratkilometern besteht. Außerdem ist es hauptsächlich in drei große Inselgruppen unterteilt: Luzon mit acht Regionen, Visayas mit drei Regionen und Mindanao mit sechs Regionen.

    Diese Inseln sind reich an natürlichen Ressourcen und verfügen über fruchtbares Land mit einem idealem Klima für den Anbau von Pflanzen und tropischen Früchten wie Bananen, Ananas, Kokosnüssen, Papayas und Mangos.

    Das Land exportiert diese landwirtschaftlichen Erzeugnisse und tropischen Früchte hauptsächlich in Nachbarländer wie China, Taiwan, Singapur, Südkorea, Japan und in den Nahen Osten. Im Jahr 2022 trug der Agrarsektor 8,9 Prozent zum Gesamt-BIP bei, was im Vergleich zum Dienstleistungs- und Industriesektor als niedrig gilt. Dennoch sind viele Familien immer noch auf die Landwirtschaft und Fischerei als Haupteinkommensquelle angewiesen, vor allem in ländlichen Gebieten.